Die Anfänge des TC Werbeln


 

Chronik in Versen




 

Vor etlichen Jahren, am Bach bei den Tannen,

da hockten beim Bier einst 5 knusprige Mannen.

Es qualmten die Hugos, es kreisten Pokale,

es hoppeln die Hasen erschreckt aus dem Tale.

Und als aus dem Kreis still der erste verschwand,

da wurde es Zeit, man reicht sich die Hand:

Einstimmig beschloß man zur Freude der Nachwelt,

die Wiesen zu roden, zu ebnen das Brachfeld.


 

Und früh schon am Morgen, man hat kaum geschlafen,

da säubert das Stück man von grasenden Schafen,

macht Jagd auf die Hühner, man kann´s kaum beschreiben,

die ganz verdutzt ihr Hühneraug reiben.

Und als man die Hinkel dann restlos vertrieben,

da machte man Brotzeit, es war ja schon sieben.


 

Doch dann flogen Harken, und dann flogen Brocken,

und jeder im Dorfe der fragte erschrocken:

Ob Gold man gefunden dort bei dem Gewässer? …

Und dunkle Gestalten, die wetzten die Messer,

um, wenn´s so weit wäre, den Schatz säh´ man gleißen,

in kühner Attacke ihn an sich zu reißen.


 

Die Tage vergingen, doch nichts ward gehoben,

die Späher sie fror´n auf den Bäumen hoch droben,

und machten die Meldung: die geh´n in die Breite,

geh´n nicht in die Tiefe – und suchten das Weite.

Da schauten die Dörfler denn reichlich verdutzt,

die Messer verschwanden, nicht eines benutzt,

und all´, die einst hofften auf goldene Barren,

sie war´n sich jetzt einig: die haben ´nen Sparren!


 

Doch unten im Grünen ging zügig es weiter,

der Platz wurde eben, der Platz wurde breiter.

Die Männer, vor Tagen noch Freunde der Weiber,

die zeigten jetzt stolz ihre mageren Leiber.

Das Rückgrat verbogen, die Hände voll Blasen,

so ward er beseitigt, der saftige Rasen.


 

Wo einstmals des Abends an lauschigen Plätzchen

manch Werbelner Jüngling gedrückt hat sein Schätzchen,

wo bald schüchternes Kichern, bald befriedigtes Lallen,

in romantischer Nacht in den Bach war gefallen,

da wurde von nun an, denn so war´s beschlossen,

auf den harmlosen Maulwurf und auf Vögel geschossen.

Man war sich bewußt der historischen Stunde,

daß tief hier im Wald, auf jungfräulichem Grunde

dem Sport auf dem Land wär der Durchbruch geglückt.

Man las in der Zeitung: Selbst Soraya entzückt!

Und rings in den Städten vernahm man mit Grausen:

Die baden im Bache, anstatt sich zu brausen!


 

Was wurd´nicht gerannt, was wurd´ nicht geschlagen,

was wurd´ nicht geflucht in den ersten zehn Tagen.

Die Bälle der Vorhand, die schluckte das Gras,

im Bache die Rückhand wurd´ durch und durch naß.

Doch nichts konnte dämpfen den urdeutschen Eifer -

der Schlag wurde sichrer, das Stellungsspiel reifer.

Und als endlich der Aufschlag den Partner erlangte,

da schritt man zu Taten – der Tennisbund bangte.


 

Mit schlotternden Knien und schleppendem Schritte

empfingen sie Gäste bald in ihrer Mitte.

Gefaßt auf das Ärgste, ein Blick noch zur Sonne:

Adieu jetzt mein Leben, adieu nun oh Wonne!“

Dann pfiffen die Bälle, es ging um die Ehren,

es ist nicht zu glauben, wie die Bauern sich wehren.

Und was nicht die mangelnde Technik vollbrachte,

das schaffte der Kampfgeist~ daß das Herz einem lachte.

Zwölf leuchtende Ohren, das Haar in den Stirnen,

zwölf strahlende Augen aus knallroten Birnen.

Sie ließen vermuten, wie alle sich freuten

und ihren Entschluß keinesfalls mehr bereuten:

Nicht sonntags wie andre am Tresen zu hängen,

als Männer mit Bäuchen zum Bierhahn zu drängen.

Nein, sie waren Sportler, sie wollten verzichten,

der harten Askese ein Denkmal errichten.


 

Statt sonntags mit Stoppeln „Bonanza“ verschlingen,

die Gattin durch Meckern zur Weißglut zu bringen,

da wollten sie lieber, gleich altdeutschen Rittern,

den Nachbarn durch Lobs ihren Sonntag verbittern.

Anstatt nach Knödeln befriedigt zu stöhnen,

den Abwasch der Gattin durch Schnarchen verschönen,

da zog man es vor, man war ja verständig,

die Muskeln zu stählen: hei, war man da wendig.

 



Die Frauen indessen begannen zu klagen,

sah´n ihren Liebling nur an wenigen Tagen.

Die Kinder begannen auch lauthals zu greinen,

denn meistens da hat man an Vätern nur einen.

Und kam er spät abends verschwitzt dann nach Hause,

dann huschte er müde gleich unter die Brause,

haucht seiner Frau einen Kuß auf die Wange

und beginnt dann zu schlafen, und zwar gründlich und lange!

 

So ging das nicht weiter, das war ja kein Leben,

etwas mehr als ´nen Kuß muß ein Mann doch schon geben.

Man sucht eine Lösung für beide Parteien,

vereinzelt da hörte man wen auch mal schreien.

Doch da wo ein Wille, da geht es auch weiter,

die Miene der Frau, sie wird wieder heiter.

Und stolz an der Seite von Tilden, dem kleinen,

läßt sie sich die zierlichen Beine bescheinen.

Hinfort wird der Sonntag gemeinsam verbummelt,

beim Richten der Frau schnell ´nen Punkt zugeschummelt.

Und das Motto bei uns, nach den Tagen und Wochen:

Hier können Familien Kaffee kochen!“


 



Heiko Engel, Oktober 1966